Ein Virus kennt keine Moral


Ein reaktionärer Saunabesitzer, der mit einem Theologiestudenten zusammenlebt, will in seinem Etablissement keine Kondome verteilen. Eine Therapeutin bietet Todesmeditation für Aids-Kranke an. Eine Skandalreporterin verkleidet sich als Mann, um so inkognito die Schwulenszene ausspioniere zu können – und trifft dabei auf einer Klappe ihren schwulen Sohn an. Die Forscherin Professor Dr. Blut wird in Afrika von einem Grünen Meerkatzen-Affen gebissen und mit dem Virus infiziert. Am Ende haben alle Aids, die Schwestern auf der Krankenstation würfeln, wer als erster sterben wird und die Regierung verfrachtet alle Infizierten ins Exil nach Hell-Gay-Land. Stilistisch ist diese Kollektivproduktion Praunheims mit seinen Protagonisten aus der Berliner Tunten- und Schwulenszene am besten als Revue zu fassen. Die bitterböse Rund-um-Attacke gegen schwule Dummköpfe, rücksichtslose Geschäftemacher in den eigenen schwulen Reihen, zynische Mediziner, die Spekulationspresse, falsche Frömmler überzeichnet schamlos und war damit im Entstehungsjahr 1985 der akuten Situation weit voraus. Praunheims Film kam mit seinem Spott und seinem schwarzem Humor um Jahre zu früh.

Deutschland 1985. Regie Rosa von Praunheim. Darsteller: Rosa von Praunheim, Dieter Dicken, Maria Hasenäcker, Christian Kesten, Ega Kurz, Regina Rudnick, Thilo von Trotha, Craig Russel 82 min. (rosavonpraunheim.de)

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