Blutgeld

Mitte der Achtzigerjahre wurden Bluter mit einem Mittel (im Film „Faktor VIII“) behandelt, von den Behörden, Pharmaindustrie und Ärzt*innen wussten, dass es vermutlich HIV enthält. Sogar als längst sichere Arzneimittel vorhanden waren, wurden die alten aus wirtschaftlichen Gründen weiterverkauft – und verwendet.

„Blutgeld“ schildert auf Basis eines authentischen Falls das Schicksal dreier Brüder, die alle an Hämophilie erkrankt sind. Der Film stellt dabei dem Leiden und den Diskriminierungen, die sie ertragen mussten, die kaltblütige Welt der Pharmakonzerne und ihrer Lobbyist*innen gegenüber. 

Denn das Präparat blieb auch dann noch im Handel, als längst bekannt war, dass das darin verarbeitete Blutplasma möglicherweise mit dem HI-Virus verseucht ist. „Aids ist eine Naturkatastrophe. Wer ist schon schuld an einem Erdbeben?“ Mit diesem Satz weist Dobler (Heikko Deutschmann), ein Mitarbeiter des „Faktor-VIII“-Herstellers, skrupellos jegliche Verantwortung des Unternehmens für die Infektion von ca. 2.000 Menschen in Deutschland von sich.

Für den Konzern geht es um Marktanteile und mögliche Gewinneinbußen. Darum sollen auch Altbestände des Medikaments aus der Zeit, bevor das verwendete Blut durch Hocherhitzung und Tests infektionssicher gemacht werden konnte, noch komplett auf den Markt gebracht werden. Das Bundesgesundheitsamt gibt dem Druck nach.

Es sind vor allem die Szenen mit Vertretern der Gesundheitspolitik, der Versicherungsgesellschaften und der Pharmalobby, die das Ausmaß des Skandals in bisweilen zynisch-kalten Dialogen zuspitzen.

Das Medikament vom Markt zu nehmen, könnte als Schuldeingeständnis gedeutet werden. Auf einen langwierigen Prozess werde sich keiner der Betroffenen einlassen: einerseits aus Angst, sich damit öffentlich als HIV-infiziert zu outen, zum anderen, weil sie ein Ende des Prozesses womöglich nicht mehr erleben würden.


Deutschland 2013, Regie René Heisig. Mit Max Riemelt, Lavinia Wilson, David Rott, Fabian Busch, Charlotte Schwab, Heikko Deutschmann. 90 min. (DVD Studio Hamburg Enterprises)
Mehr zum Film auf magazin.hiv