AIDS. Autopsie einer Bedrohung im geteilten Deutschland

Henning Tümmers

In seinem Grundlagenwerk zu den staatlichen Präventionsmaßnahmen in der BRD und DDR analysiert der Medizinhistoriker Henning Tümmers die Aidspolitik im geteilten Deutschland. Er schildert, wie latente Konflikte über die Rechte und Pflichten von Bürger:innen und Staat, über Sexualität, Lebensstile und Moralvorstellungen unter dem Eindruck einer damals noch unmittelbar tödlich verlaufenden Krankheit zutage traten und politische Debatten und gesellschaftliche Veränderungen in beiden deutschen Staaten befeuerte. In der Bundesrepublik entbrannte bald eine heftige politische Debatte über die vermeintliche Notwendigkeit, die Grundrechte von „Risikogruppen“ wie Schwulen und Drogenabhängigen einzuschränken, und selbst in der abgeschotteten DDR versuchte die Regierung mithilfe heimlicher Bluttests und Überwachungsmaßnahmen gegen die neuartige „Seuche“ vorzugehen. „Mit seiner Studie leistet Henning Tümmers eine umfassende vergleichende und verflechtungsgeschichtliche Analyse der Aids-Politik in der Bundesrepublik und der DDR während der 1980er-Jahre“, schreibt Zülfukar Çetin in seiner Rezension für